Samstag, 15. September 2012

Der Küchenderwisch "Ruby"



Küchenmaschinen waren mir ja irgendwie immer suspekt. Sie nehmen meistens viel zu viel wichtigen Schnippel- und Vorbereitungsplatz in Anspruch, machen Lärm und sind doof zu reinigen. Dieses ewige Abspülen, wenn man mehrere Dinge nacheinander zu rühren oder sonstwie zu bewerkeln hat. Und dann können die Dinger immer nur wenige Schritte in der Küche ersetzen - also irgendwie war das in meinen Augen immer rausgeschmissenes Geld und landete über kurz oder lang auf dem Schrott oder wurde wieder feil geboten.


Aber ich habe mich belehren lassen. Es gibt tatsächlich eine Höllenmaschine, die was taugt. Sie kann rühren, kneten, pulverisieren, schlagen, mahlen, dämpfen, kochen und reinigt sich zwischendurch sogar von allein. Sie hat nur zwei entscheidende Nachteile - sie kann das alles nicht geräuschlos und sie kostet teuer...


Aber ich habe sie lieben gelernt. Und weil das so ist, musste ich sie taufen - eigentlich sollte sie Mrs. Brigdes heißen, weil sie unter lautem Gezeter so leckere Sachen zaubern kann. Durchgesetzt hat sich dann aber doch der Name "Ruby" - denn sie ist nicht die Schönste und spülen muss sie auch allein. Böse Zungen behaupten, dass der andere Name ja auch schon an mich vergeben war, wegen des Gezeters.... was liegt also näher, als meinem geliebten W. den "Mr. Hudson" zu verpassen.


Wenn Ihr also das eine oder andere Rezept unter der Rubrik "Ruby" findet, so solltet Ihr auch so ein Höllending besitzen: TM 21 oder TM 31 oder TM6 oder was auch immer danach noch kommen mag.

Sonntag, 2. September 2012

Die Küche meiner Mutter

An die Küche, in der ich in meinem Laufstall brabbelte, habe ich keine Erinnerung mehr. Nur der Küchenschrank mit den pastellfarbenen Schiebetüren und den für die Fünfziger typisch abgerundeten Griffen ist mir noch im Gedächtnis geblieben, weil er bis zum Schluss auf dem Speicher im Haus meiner Eltern stand. 

Mitte der Sechziger - ich war gerade mal 2 - zogen meine Eltern ins Eigenheim und dort war mir die Küche sehr wohl vertraut - sie war quadratisch und praktisch, weiße Einbauschränke bis unter die Decke mit gelb-weißem Minikaro-Band abgesetzt und einer gelb-weißen Minikaro-Arbeitsplatte. Es waren immens viele Schränke voll mit Küchenschätzen, deren Verwendungszweck mir manchmal bis zum Schluss verborgen blieb.

Aber immerhin hatte die Küche eine Spülmaschine, eine Brotschneidemaschine, eine Spüle, einen Elektroherd, einen Einbaukühlschrank, eine Dunstabzugshaube und einen Vogelkäfig mit Pitti, dem Wellensittich. Zu dieser Zeit hat man über eventuelle Nachteile der Tierhaltung in Küchen natürlich nicht nachgedacht. Damals war es auch normal, einen in den Dreck gefallenen Schnuller abzulecken und ihn dem Kinde wieder in den Mund zu schieben. Heute sicherlich ein Fall für das praktische Desinfektionsspray oder gleich den Allergologen....

Bei uns gehörte Pitti mit zum Küchengeschehen. Schließlich war die Küche Dreh- und Angelpunkt für alle wichtigen Dinge, die im Haus passierten, da durfte der redselige Wellensittich nicht fehlen. Hier bekam mein Opa den Einkaufszettel in die Hand gedrückt, hier wurde mittags mein heißgeliebter Heidelbeerjoghurt zusammengerührt und hier hab ich auch meine Fünf in Mathe gebeichtet, nachdem ich die Schultasche mißmutig unter den Hocker gepfeffert hatte.

Ach, genau, eine Joghurtmaschine gab es auch noch. Und einen Toaster, ein Küchenradio, eine Saftpresse, einen an der Wand befestigten Dosenöffner (geniale Erfindung) und Milliarden von Töpfen, Pfannen, Messern und und und...

Ende der Siebziger kam dann natürlich auch eine Mikrowelle hinzu. Aber wie in so vielen Küchen wurde sie nie wirklich benutzt, höchstens zum Aufwärmen, wenn's mal schnell gehen musste. Aber man konnte wenigstens was drauf abstellen. Und zum Brötchen aufbacken war sie definitiv ungeeignet - die Dinger kamen innen kohlrabenschwarz und außen bleich wie Mehl wieder aus dem Gerät heraus. Und gestunken hat es - nach verbrannt...

Alles in allem hat sich in all den Jahren nicht viel in dieser Küche verändert. Gelächter, Streit, Geheimnisse, Schicksale waren genauso normal wie Gänsebraten, Schnippelbohnen, heißer Kakao und Gurkenlalalat...