Sonntag, 28. Juni 2015

Pizza!

Endlich ist nun auch bei uns der Sommer spürbar. Und da liegt es ja nahe, mal wieder den Grill zu aktivieren. Aber weder das teutonische Bratwürstchen noch das Holzfäller-Steak locken uns, und Vegetarisch macht uns heute auch nicht zufrieden.

Pizza wäre cool! Aber nicht die aus dem Kühlregal, und der Formvorderschinken und die Al*i-Marken-Salami vom Edel-Italiener um die Ecke reizen uns auch nicht. 

Gut. Doch wieder selber machen. Also krame ich 500 g Mehl (Typ 405) aus dem Schrank, löse einen Beutel Trockenhefe und einen TL Zucker in 375 ml warmem Wasser und lasse es bei Zimmertemperatur so lange stehen, bis sich eine kleine Schaumschicht gebildet hat (dauert so ca. 5-10 min). Dann gebe ich das Mehl in die Ruby, die Hefebrühe dazu, einen EL grobes Meersalz und drei EL Olivenöl. Und dann lasse ich Ruby kneten.... ne, sorry, aber das kann sie nicht. Sie wird dabei zu warm und es entsteht eine zähe, klebrige Masse. Und ich erkenne, dass ich nicht umhin kommen werde, den Teig selbst zu kneten. Also Ring in die Ecke, Hände waschen und los gehts. 10 - 15 min lang knete und walke ich den Teig auf der bemehlten Arbeitsfläche, bis sich beim Auseinanderziehen eines kleinen Teigstücks keine Risse mehr bilden und mir der Schweiß auf der Stirn steht.  Eine Viertelstunde kann verdammt lang sein. Aber so verdiene ich mir wenigstens ein Stück der Pizza. Nun noch einen Löffel Öl in die Schüssel und den Teig darin wenden, bis er komplett mit einem Ölfilm bezogen ist.


Mutti beim Sonntachs Pizzateich am machen 

 

 Der Teig muss nun zwei bis drei Stunden zugedeckt bei Zimmertemperatur gehen. Er wird sich in dieser Zeit verdoppeln. Dann die Luft rausdrücken (nicht mehr kneten) und den Teig zu etwa 6-8 Kugeln formen. Diese erneut 15 min gehen lassen und dann zu Pizzen ausrollen. Nochmals 15 min ruhen lassen und mit Tomatensauce aus passierten Tomaten, Salz, Pfeffer, Olivenöl, Knofi und Oregano bestreichen. Darauf kommen bei uns ein paar Scheiben Chorizo (leider war die Salsicchia picante schon alle), schwarze Oliven und Mozzarella. Wer mag, kann auch noch ein wenig Parmesan darüber geben, aber eigentlich gehört der nicht auf eine Pizza.



Spanische Chorizo - nicht original italienisch, aber trotzdem gut


Während dessen bereitet Mr. Hudson den Grill vor. Denn die Pizza kommt auf den Pizzastein in den Kugelgrill, ist in ca. 15 min fertig und dazu gibts heute mal ein kühles Hefeweizen. Der intellektuelle, Toskana bereisende, weinkennende Oberlehrer mag es uns verzeihen.

Salute!


Der Teig ist zwar nicht richtig aufgegangen, aber es kann ja nicht immer alles aufgehen im Leben.

Das Stück, in das Mr. Hudson seine Zähne schlägt...

Invasion der Zitronen

In Ligurien gibt es in beinahe jedem Garten einen Zitronenbaum, der sich im Frühjahr unter der schweren Last der leuchtenden Früchte biegt. Wir kamen mit einer ganzen Kiste voller gelbem Gold aus Italien zurück, alles Geschenke der Dorfbewohner. Aber was um Himmels willen fange ich mit so vielen Zitronen nur an? Sie riechen übrigens nach nichts, erst, wenn man den Strunk abknipst,  explodiert das intensive Aroma im Kopf.



Das kleine Küchentuch, das ich auf dem Weg zum Strand in einem winzig kleinen Miederwarengeschäft fand und in dem noch die ganze Familie mitgearbeitet hat, gibt den ersten Hinweis darauf, was man mit Zitronen alles zaubern kann. Ohne es zu wissen, hatte ich ein Tuch mit einem Limoncello-Rezept gekauft!

Ich schäle also - wie vom Handtuch gewollt - mit dem Sparschäler acht der gelben Bomben, fummle die Schale in eine Flasche und gieße ungefähr einen Liter Vodka darauf. Nach 4 Tagen Ruhe im Kühlschrank hat sich der Vodka goldgelb verfärbt. Dazu gebe ich nun einen lauwarmen Sirup (aus einem Liter Wasser und einem Kilo Zucker).



Nach 10 Minuten Geduld schütte ich alles durch ein Sieb in eine andere Flasche und fertig ist der Zitronenlikör. Und der zaubert wirklich Sonne unter den Gaumen!


Und was mache jetzt ich mit all den nackten Zitronen? Zitronensirup. Mit Ruby!

Eine Tasse Wasser und 2,5 Tassen Zucker in den Mixbecher füllen und 3min auf 100 Grad aufkochen. 4 Zitronen schälen und die Schalen zu dem Zuckerwasser geben, eine Prise Salz hinzufügen. 2 min aufkochen (mit der Dampfgaroption), danach noch 5 min. auf 100 Grad weiterköcheln lassen, etwas abkühlen lassen, 3 Tassen Zirtonensaft dazugeben und vollständig abkühlen lassen. Das goldige Gesöff durch ein Sieb abfiltern und in Flaschen füllen.



Und dann, wenn die Sonne scheint und der Sommer schön knackig warm ist, ca. 2 El in ein Glas geben und mit Mineralwasser und evtl. Eiswürfeln auffüllen. Das ist doch mal eine leckere Resteverwertung, oder? Ach, und der flüssige Sommer ist natürlich auch sehr köstlich mit Prosecco oder alkoholfreiem Sekt.

Samstag, 27. Juni 2015

Ein halbes Leben bis nach Ligurien

Ein halbes Leben lang dachte ich immer, was wollen nur alle in Italien? Nein, nicht abfällig, nur eher verwundert. Mit dem Auto eine so weite Strecke? Strand, Pizza, Pasta und all die anderen Köstlichkeiten gibt es doch auch hier und anderswo.

In diesem Frühjahr musste ich mir diese Frage selbst beantworten. Wir fuhren mit dem Auto nach Italien! Und schon die Hinfahrt war wunderbar, weiße Berggipfel vor tiefblauem Himmel und schreiend grüner, saftiger Natur! Schnell fahren? Wozu das denn... mit 110 durch Deutschland, Österreich, Schweiz, an Liechtenstein geschnuppert und rüber nach Italien, da ist ja schon der Weg das Ziel.



Und so kamen wir an in Ligurien. Noch ein paar Kilometer Serpentinen durch Olivenhaine rauf in die Berge und dann lag da dieses kleine Bergdorf. Unscheinbar, grau-braun in Stein gehauen, ohne viel Schnickschnack und mitten drin auf der Piazza im Schatten die alten Dorfbewohner beim allabendlichen Zusammensein.



Unsere Vermieterin begrüßt uns mit Spinattorte, Wein, Zitronen und Aprikosenmarmelade. Wir kennen uns nicht, sie tut das immer und für jeden Gast. Das ist nun mal so bei gastfreundlichen Menschen, und natürlich ist alles selbstgemacht. Und natürlich sind die Zitronen nicht gespritzt, wozu? Sowas brauchen wir hier nicht, hier ist alles Natur.



Nachts hörte man den Esel ein paar Hundert Meter weiter, die Gänse des Nachbarn schnatterten morgens zum Frühstück, die Katze kam zum Begrüßungskaffee, während uns die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres auf der Bank vorm Haus in der Nase kitzelten.



Buon giorno... jeder grüßt hier jeden freundlich, egal, ob man sich verstehen kann. Mit wilder Gestik geht auch schon mal eine kleine Unterhaltung, irgendwie sind wir jedenfalls immer mittendrin.







Zwei wunderschöne Wochen, in denen wir uns immer wieder und überall herzlichst willkommen fühlten und verwöhnt wurden mit den einfachsten Köstlichkeiten, von Menschen, die ihre Heimat innig lieben, und das mit Recht.

Unser Auto bog sich auf der Rückfahrt von all den Köstlichkeiten, die wir unbedingt mitnehmen mussten. Olivenöl, Wein, Limoncello, Parmigiano, Pasta... Wieder zu Hause suche ich nach Rezepten der ligurischen Küche und stoße dabei auf ein äußerst interessantes Buch - Das Geheimnis von Campodimele. Gut, es liegt nicht in Ligurien, dieses Bergdorf... aber schon bei den ersten Seiten erkenne ich unseren Urlaubsort wieder und lese mich fest. Und nicht nur das. Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten danach kochen, immer mal wieder. Und ich werde Euch daran teilhaben lassen. Es gibt vieles Einfaches, Vegetarisches, manches Veganes - alles aber immer sehr lecker. Uralt werden wir sicherlich auch nicht mehr, aber allein die Tatsache, dass ich mich an meinen Urlaubsort zurückkochen kann, ist besser als jede Entspannungsübung.

Hier ein Auszug aus dem Klappentext: "Giovanni isst seit über 100 Jahren regelmäßig Minestrone zum Mittag, Corradino fährt mit 96 noch Fahrrad, und die 93-jährige Signora backt regelmäßig ihr eigenes Brot mit Olivenöl und Rosmarin. Das Dorf Campodimele in den Auruncibergen nennen Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation den »Ort der Ewigkeit«. Die Bewohner leben nicht nur länger, bekommen seltener Krebs, Herzbeschwerden oder Diabetes, sondern sind auch im hohen Alter noch aktiv und gesund. Tracey Lawson dokumentiert ein Jahr im Leben der Dorfbewohner. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf deren Koch- und Essgewohnheiten, die der Schlüssel zu einem langen Leben sind. Die Rezepte der einfachen Gerichte, die dem Jahresrhythmus der Pflanzen und Tiere folgen, können auch viel beschäftigte Stadtmenschen nachkochen und genießen."

Pane di formaggio (ein umbrisches Rezept)

Irgendwie ist das wie immer in Italien. Es ist einfach, es geht schnell und es bedarf nur wirklich guter Zutaten. Also auch hier lohnt sich der Weg zum Bioladen und der Griff zu natürlichen Zutaten.

Aber bevor ich anfange: zwei Sätze zu Käse und Öl. Beim Parmesan bitte unbedingt frisch geriebenen benutzen. Dieser abgepackte Fertigkram ist das Allerletzte, er riecht widerlich und schmeckt nicht einmal in Ansätzen so wie das Original. Damit kann man sich das Kochen echt sparen.

Und das Olivenöl sollte immer "extra vergine" sein. Auch das ist nicht billig, aber ein gutes Olivenöl lohnt sich wirklich. 

15 g Trockenhefe und 350 g gesiebtes Mehl (Typ 405) in eine Schüssel geben (bei mir ist es die Ruby, geht aber auch super ohne sie). In die Mitte 2 Eier, 50 ml Olivenöl, 100 ml warme Milch, Salz, Pfeffer und je 70 g geriebenen Pecorino und Parmiggiano geben.

Alles zu einem geschmeidigen Teig kneten und in einer Schüssel mit einem Geschirrtuch bedeckt 15 min gehen lassen. Während dessen eine Kastenform mit Backpapier auslegen, den Teig hineingeben, über Kreuz einschneiden und im vorgeheizten Backofen bei 160 Grad 25-35 min backen. Die Kruste sollte schön braun sein, das Innere noch schön locker und fluffig.

Getunkt in gutes Olivenöl und dazu ein erdiger Rotwein. Ofenlust!