Samstag, 27. Juni 2015

Ein halbes Leben bis nach Ligurien

Ein halbes Leben lang dachte ich immer, was wollen nur alle in Italien? Nein, nicht abfällig, nur eher verwundert. Mit dem Auto eine so weite Strecke? Strand, Pizza, Pasta und all die anderen Köstlichkeiten gibt es doch auch hier und anderswo.

In diesem Frühjahr musste ich mir diese Frage selbst beantworten. Wir fuhren mit dem Auto nach Italien! Und schon die Hinfahrt war wunderbar, weiße Berggipfel vor tiefblauem Himmel und schreiend grüner, saftiger Natur! Schnell fahren? Wozu das denn... mit 110 durch Deutschland, Österreich, Schweiz, an Liechtenstein geschnuppert und rüber nach Italien, da ist ja schon der Weg das Ziel.



Und so kamen wir an in Ligurien. Noch ein paar Kilometer Serpentinen durch Olivenhaine rauf in die Berge und dann lag da dieses kleine Bergdorf. Unscheinbar, grau-braun in Stein gehauen, ohne viel Schnickschnack und mitten drin auf der Piazza im Schatten die alten Dorfbewohner beim allabendlichen Zusammensein.



Unsere Vermieterin begrüßt uns mit Spinattorte, Wein, Zitronen und Aprikosenmarmelade. Wir kennen uns nicht, sie tut das immer und für jeden Gast. Das ist nun mal so bei gastfreundlichen Menschen, und natürlich ist alles selbstgemacht. Und natürlich sind die Zitronen nicht gespritzt, wozu? Sowas brauchen wir hier nicht, hier ist alles Natur.



Nachts hörte man den Esel ein paar Hundert Meter weiter, die Gänse des Nachbarn schnatterten morgens zum Frühstück, die Katze kam zum Begrüßungskaffee, während uns die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres auf der Bank vorm Haus in der Nase kitzelten.



Buon giorno... jeder grüßt hier jeden freundlich, egal, ob man sich verstehen kann. Mit wilder Gestik geht auch schon mal eine kleine Unterhaltung, irgendwie sind wir jedenfalls immer mittendrin.







Zwei wunderschöne Wochen, in denen wir uns immer wieder und überall herzlichst willkommen fühlten und verwöhnt wurden mit den einfachsten Köstlichkeiten, von Menschen, die ihre Heimat innig lieben, und das mit Recht.

Unser Auto bog sich auf der Rückfahrt von all den Köstlichkeiten, die wir unbedingt mitnehmen mussten. Olivenöl, Wein, Limoncello, Parmigiano, Pasta... Wieder zu Hause suche ich nach Rezepten der ligurischen Küche und stoße dabei auf ein äußerst interessantes Buch - Das Geheimnis von Campodimele. Gut, es liegt nicht in Ligurien, dieses Bergdorf... aber schon bei den ersten Seiten erkenne ich unseren Urlaubsort wieder und lese mich fest. Und nicht nur das. Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten danach kochen, immer mal wieder. Und ich werde Euch daran teilhaben lassen. Es gibt vieles Einfaches, Vegetarisches, manches Veganes - alles aber immer sehr lecker. Uralt werden wir sicherlich auch nicht mehr, aber allein die Tatsache, dass ich mich an meinen Urlaubsort zurückkochen kann, ist besser als jede Entspannungsübung.

Hier ein Auszug aus dem Klappentext: "Giovanni isst seit über 100 Jahren regelmäßig Minestrone zum Mittag, Corradino fährt mit 96 noch Fahrrad, und die 93-jährige Signora backt regelmäßig ihr eigenes Brot mit Olivenöl und Rosmarin. Das Dorf Campodimele in den Auruncibergen nennen Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation den »Ort der Ewigkeit«. Die Bewohner leben nicht nur länger, bekommen seltener Krebs, Herzbeschwerden oder Diabetes, sondern sind auch im hohen Alter noch aktiv und gesund. Tracey Lawson dokumentiert ein Jahr im Leben der Dorfbewohner. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf deren Koch- und Essgewohnheiten, die der Schlüssel zu einem langen Leben sind. Die Rezepte der einfachen Gerichte, die dem Jahresrhythmus der Pflanzen und Tiere folgen, können auch viel beschäftigte Stadtmenschen nachkochen und genießen."

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