Sonntag, 3. Februar 2013

Hühnerfrikassee

Geschmack ist wirklich faszinierend. Gerüche und Geschmäcker können uns in eine andere Zeit katapultieren, man ist von einer Sekunde auf die andere in einer Erinnerung verschwunden. Das schafft kein anderer unserer Sinne, und das kommt ganz plötzlich, wie eine kleine Zeitreise des Gehirns. Und manchmal ist es schön, manchmal macht es ein wenig traurig, meistens jedoch ist es spannend.

So geht es mir mit Hühnerfrikassee. Ich habe als Kind diesen feinen Geschmack geliebt und der Duft, den das gekochte Hühnchen durchs Haus wabern ließ, war immer mit wohligen Gefühlen begleitet. Einerseits wurde aus dem Rest der Hühnerbrühe immer noch eine Nudelsuppe gezaubert, die ich in allen Lebenslagen schlürfen konnte, vor allem aber, wenn ich krank war. Und das passiert bei Kindern ja häufiger mal. Und andererseits wusste ich, wenn ich das rieche, wird es einen Reisrand mit Currypulver geben, eine sämige Sauce mit feinem Spargel wird zusammen mit dem Curry und dem Hühnchen einen ganz sanften Geschmack hinterlassen und es wird mir ganz warm ums Herz, weil ich heute beim Duft dieses Gerichtes immer an meine Mutter erinnert werde. Und da das eine schöne Erinnerung ist, gibt es heute endlich mal wieder.... Hühnerfrikassee.

Und hier merken wir den Unterschied zwischen einer blöden Diät mit garantiertem Jojo-Effekt und einer sinnvollen Ernährungsumstellung: hier darf mal Butter dran, haben wir doch seit 4 Wochen so gut wie kein Streichfett gegessen. Und ausserdem gibt es dazu noch einen grünen Salat mit einem zitronigen Joghurtdressing und damit reduziert sich die Menge des doch recht kalorienreichen Frikassees schon wieder. Und wenn man alle paar Wochen einmal so etwas in den Speiseplan einbaut, muss man auch keinen Heisshunger fürchten. Bisher jedenfalls sind wir davon verschont geblieben und finden es einfach genial. Am Samstag gab es nach 4 Wochen mal wieder Fleischsalat vom Schlachter des Vertrauens. War wohl das letzte Mal, schmeckt uns nicht mehr... ob's nun am Fett oder an eventuellen Geschmacksverstärkern lag? Egal, ich werd mal einen Fleischsalat selbst machen. Aber nicht heute.

Erst einmal muss ich einen Hühnerfond herstellen - Finger weg vom Fertigzeug. Mag ja schmecken, aber macht keinen Spaß!  Ich bringe 60 g Butter in einem Topf zum Schmelzen. 60 g Mehl kommen hinein und werden leicht angeschwitzt. Die Mehlschwitze wird mit heissem Hühnerfond angegossen, bis die Sauce schön sämig ist. Dann pule ich das Hühnchenfleisch vom Knochen und gebe es in die Sauce, dazu kommen Spargelköpfe (genial, wenn frisch - das geht aber auch aus dem Glas), Erbsen (genial, wenn frisch, das geht aber nicht aus dem Glas, sondern nur in der Tiefkühlversion) und noch ein paar Champignons (genial, wenn... Ihr wisst, was ich meine). Abgeschmeckt wird mit Salz, Zitronensaft, Worcestersauce und weissem Pfeffer. Wer mag, darf gern noch einen Schuss Weisswein hinzugeben, es reicht aber für die Säure auch der Zitronensaft. Den Wein kann man ja immer noch dazu trinken...
 
Die Basis. Der Trick: immer kräftig rühren und ungedingt warme Flüssigkeit dazugeben.
Dann haben Klümpchen keine Chance.

Macht den Geschmack so sanft.

Diese Erbsen geben Farbe. Aus dem Glas schmecken sie nicht und sind grau.



Den Reis zu einem Rand legen, in die Mitte das Frikassee geben und den Reisrand mit Currypulver bestreuen. Und dann ab in die Erinnerung...

Irgendwann in den 80ern.

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